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Programmierte Verluste

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Programmierte Verluste

Herr Schall, die Sinsheimer Messe hat mit der CONTROL und der MOTEK zwei internationale Leitmessen etabliert. Volle Hallen, Ausbaupläne – also alles eitel Sonnenschein?

! Was die Messen anbelangt, ja. Ansonsen – leider nein.
Sie hadern mit der Politik. Genauer: mit der Förderpolitik im Ländle?
! Richtig. Was sich hier abspielt ist schwer nach zu vollziehen. Fakt ist, dass wir mit unserem privaten Messegelände Gewinne machen und expandieren müssen. Die neue Halle 6 ist in der Planung fertig. Mit dem Bau könnte zügig begonnen werden.
Sie sagen „könnte“. Wo ist der Haken?
! Nun, das Land BW hat 1997 einen Fördertopf für die regionale Messeförderung geschaffen. Daraus sollen u.a. die Messen Karlsruhe und Freiburg bezuschusst werden. Freiburg erhielt zum ersten Bauabschnitt bereits 8 Mio. Mark. Außerdem schließt die Finanzierung eine stille Beteiligung in Höhe von 25 Mio. von einer zu 97% in Staatsbesitz befindlichen Brauerei mit ein. Als Wunschsummen für eine weitere Förderung durch das Land für den zweiten Bauabschnitt stellt die Messe Freiburg einen Betrag von 50 Mio. DM in den Raum. Karlsruhe erhält zunächst 30 Mio. vom Land und weitere öffentliche Gelder in Höhe von 42,5 Mio. DM vom Landkreis Karlsruhe sowie von der staatsbeeinflussten EnBW in Höhe von 10 Mio. DM. Der Messestandort Sinsheim wurde demgegenüber mit lediglich 1,5 Mio. abgespeist.
Welche Veranstaltungen in Freiburg und Karlsruhe sollen diese Messegelände denn auslasten?
! Genau da liegt der Hund begraben! Nur 15 km vom Landkreis Karlsruhe führt Sinsheim seit Jahren erfolgreiche internationale Messen durch. Karlsruhe verfügt zwar über sieben Veranstaltungen, doch keine erfüllt nach AUMA (Ausschuss Messen und Ausstellungen) die Kriterien der Internationalität. Hinzu kommt, dass Sinsheim jedes Jahr mit enormen Steuersummen den Staatssäckel füllt, Karlsruhe dagegen kontinuierlich defizitäre Ergebnisse erzielt. 1999 wurde dort aus einem Umsatz von 12 Mio. DM ein Verlust von 7 Mio. Die Messe Sinsheim schöpfte dagegen aus 9 Mio. Umsatz 0,9 Mio. Gewinn. Das alles läuft dann unter dem Aspekt „Stärkung der Wirtschaftskraft und der Region.“ In Sinsheim geschieht dies durch den Unternehmer und Grundstückseigner der Messe, Herrn Eberhard Layer, schon seit Jahren. Dieser musste allerdings „im Interesse der Wirtschaftsförderung“ für die 1,5 Mio. Fördergelder eine persönliche Bürgschaft mit einer Laufzeit von 20 Jahren eingehen.
Keine Rede also von Gleichbehandlung?
! Absolut nicht. Um eine neue Messe erfolgreich durchzuführen sind etwa vier bis fünf Jahre notwendig. Ebenso lange dauert es, wenn überhaupt möglich, eine bereits etablierte Messe aus einer anderen Stadt zu akquirieren. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint es ohnehin sinnvoller, einen Messestandort mit anerkannten Fachmessen im Ausbau zu unterstützen, als beispielsweise die Messe Karlsruhe wie Phönix aus der Asche empor steigen zu lassen, um sie dann die nächsten 10 bis 20 Jahre mit weiteren staatlichen Mitteln im künstlichen Koma zu halten. Freiburg will nicht mehr in der zweiten Liga spielen und nach Stuttgart und Friedrichshafen drittgrößter Messeplatz im Land werden. Dabei hat Freiburg mit gerade mal 15.000 qm nutzbarer Hallenfläche nicht einmal halb so viel Platz wie das Sinsheimer Messegelände. Hier entsteht also ein retortenmäßig erzeugter Wettbewerb durch Subventionseingriffe.
Nun könnte man ja sagen, Wettbewerb belebt das Geschäft.
! Absolut. Ich habe auch nichts gegen Wettbewerb. Tatsache in diesem Fall ist aber, dass mit den beiden Messeplätzen Karlsruhe und Freiburg ein für uns ruinöser Wettbewerb künstlich auf Kosten der Steuerzahler geschaffen werden soll. Die Sinnsheimer Messemacher sind für gewinnorientiertes Arbeiten bekannt. Als privat geführtes Unternehmen bleibt uns auch nichts anderes übrig. Trotzdem ist es nachvollziehbar, dass wir bei der Vergabe von Fördermitteln ebenso behandelt werden wollen, wie die kommunal geführten Unternehmen. Ziel einer freien Marktwirtschaft kann es doch nicht sein, steuerzahlende und gewinnerzielende Betriebe mit den eigenen Steuerabgaben in die Knie zu zwingen.
OK. Jetzt noch ein anderes Thema. Ihr Gespür für Nischen und Themen hat Sie fast immer richtig geleitet. So geben Sie jetzt auch wieder Gas und starten eine neue Veranstaltung mit der Austrotec in Wels/ Österreich.
! Diese Messe vom 2. bis 4. Oktober 2001 wird auf Grund der Synergien für reges Interesse sorgen. Durch Zusammenfassung der Bereiche Montage- und Handhabungstechnik, Qualitätssicherung sowie Automotive Engineering bietet sie Inhaltlich ein großes Potenzial.
Die unmittelbare Nähe zu den osteuropäischen Wachstumsmärkten Slowenien, Ungarn, Slowakei und Tschechien sowie die Anrainerstaaten Deutschland, Italien und Schweiz schafft zusätzliche Marktpotenziale, die für eine strategische und aussichtsreiche Kundengewinnung notwendig sind.
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