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Runderneuert auf die Piste

Reifencheck mit robotergestützter Laser-Prüfzelle
Runderneuert auf die Piste

Geprüft und für gut befunden – oder auch zu Ausschuss erklärt – bei den Reifen für mehr oder weniger schnelle Strassenfahrzeuge darf es bezüglich Qualität keine Kompromisse geben. Deshalb wird des öfteren neu gekauft oder auch auf runderneuerte Reifen zurückgegriffen. Das bedeutet zum einen direkt angewandtes Recycling; zum anderen können runderneuerte Reifen in der Regel qualitativ durchaus mit Neuware mithalten, weil gerade sie strengen Kontrollen und Prüfungen unterliegen.

Edgar Grundler, Freier Fachjournalist

Über die Massen an jährlich zu entsorgenden Altreifen muss man sich trotz eines Lieferbooms von gebrauchten Reifen in die osteuropäische oder auch in afrikanische Länder mehr denn je Gedanken machen. Durch die steigende Mobilität in Form von immer mehr Fahrzeugen herrscht selbst auf den interessanten sogenannten Zweit- und Drittmärkten ein Überangebot ungeahnten Ausmasses vor. Darunter leiden die Preise, der Export ist kein gutes Geschäft mehr, die Altreifen bleiben im eigenen Land. Schon mal daran gedacht, auf runderneuerten Reifen durch die Gegend zu fahren? Es gibt dabei wohl einige Zweifel, ob diese „lediglich reparierten“ Reifen ähnlich wie Neureifen zu belasten sind und ob die notwendige Sicherheit gewährleistet ist.
Keine Sorge, sie ist! Im Normalfall sind runderneuerte Reifen für alle Eventualitäten genauso gut gerüstet wie Neuware und nur bei den zulässigen Höchstgeschwindigkeiten gibt es Einschränkungen, die jedoch für alle Benutzer kenntlich gemacht werden. Ansonsten kann sich der kostenbewusste private Autofahrer, Handwerker oder Taxichauffeur bedenkenlos runderneuerte Reifen zulegen, zumal sie gegenüber neuen Reifen ganz erhebliche Preisvorteile haben.
Wiederverwendbar: ja oder nein?
Dazu trägt nicht zuletzt die wirtschaftliche Runderneuerungs- und Prüftechnik bei, die mit einem Check der Altreifen beginnt und mit der Kontrolle der runderneuerten Ware endet.
Für einen der grössten europäischen Runderneuerer, die Firma Reifen-Ihle aus Augsburg, ist eine weitgehend automatisierte Produktion zur Sicherstellung der Rentabilität unerlässlich. Denn runderneuerte Reifen haben trotz aller Vorteile noch mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen, die oftmals nur über den Preis zu kompensieren sind. Mit einer ausgeklügelten Materialfluss- und Fertigungsstruktur und dem erwähnt hohen Automatisierungsgrad wird dabei ein gleichbleibend hoher Qualitätsstandard gewährleistet, der sich von der Anlieferung der Altreifen und bis zur Auslieferung der nunmehr runderneuerten Produkte wie der sprichwörtliche rote Faden durch die einzelnen Arbeitsschritte zieht.
Bevor es überhaupt zur Runderneuerung kommt, werden die Reifen auf ihre Tauglichkeit und Wiederverwendbarkeit geprüft.
Um die Massen und die unzähligen Reifentypen und -grössen rationell bewältigen zu können, suchte man nach einer effizienten und im vernünftigen Zeitrahmen amortisierbaren Lösung und kam dabei mit der Firma Boll Sondermaschinen GmbH aus Elsenfeld in Kontakt.
Wer prüft die Reifen, die da in Massen kommen…?
Als autorisiertes Systemhaus von KUKA-Robotern hat Boll für die verschiedensten Branchen und Anwendungen effiziente und flexible Automatisierungssysteme realisiert und schlug auch für die Reifenprüfung eine robotergestützte Komplettlösung vor.
Die Verantwortlichen von Reifen-Ihle entschlossen sich dann zum Investment in eine vollautomatische Prüfanlage mit integriertem Handling für verschiedene Reifengrössen und -gewichte bis 100 kg.
Die Partnerschaft zwischen Boll und KUKA erwies sich für Ihle in jeder Hinsicht als vorteilhaft: Erstens bekam man eine komplette Anlage aus einer verantwortlichen Hand, zweitens kam das bei ähnlichen Aufgabenstellungen erworbene Know how erneut zum Tragen, drittens wurden konsequent mehrere manuelle Arbeiten in die Zellenfunktionen integriert, viertens führte dies zu einem geringeren Aufwand an innerbetrieblichen Materialfluss- und Transportaufwendungen und fünftens konnte das Betreiberrisiko insgesamt auf ein kalkulierbares Minimalmass reduziert werden. Für die Erfassung der unterschiedlichen Reifengrössen wurde ein Sensorsystem eingesetzt, das an den Greifer montiert ist. Der KUKA-Roboter KR 125/1 ist für alle Handlingsaufgaben innerhalb des Reifen-Prüfzentrums zuständig.
Roboter prüft und selektiert vollautomatisch
Die Reifen-Prüfanlage besteht aus einem taktenden Zuführband, aus dem Roboter mit sensorgeführtem Greifer, einem Positionierplatz, dem Laser-Prüfzentrum, drei Stationen zur sequentiellen Ablage geprüfter Reifen, der Sicherheits-Schutzeinhausung und natürlich der Roboter-Steuerung. Die Reifen kommen über das Taktband in eine Bereitstellungsstation. Von dort entnimmt der Roboter einen Reifen beliebiger Grösse und legt ihn auf eine mechanische Zentrier- und Positioniereinrichtung. Der sensorgeführte Greifer stellt sich auf die Reifengrösse ein, der Reifen wird dann aus der Zentrierung entnommen und in die Aufnahme des Laser-Prüfzentrums gelegt. Nach dem Schliessen der Schutzhaube geht dort im Rundlauf die Prüfung vonstatten, während der Roboter bereits den nächsten Reifen in die Zentrierstation legt. Nach der Prüfung und dem Öffnen der Schutzhaube holt der Roboter den Reifen ab und setzt diesen, entsprechend dem Prüfergebnis, auf den Station „Reifen NIO“, „Reifen GUT für Zwischenlager“, oder „Reifen GUT zur Runderneuerung“ ab. Die Aufteilung in die zwei GUT-Stationen ist schon allein aus Gründen der Reifen-Vielfalt und der deshalb chargenweise organisierten Runderneuerung erforderlich. Denn, wie erwähnt, ist die Prüfanlage universell dafür ausgelegt, ohne grosse Umrüstungen Reifengewichte bis 100 kg flexibel verarbeiten zu können.
Qualität gepaart mit Wirtschaftlichkeit
Der Runderneuerer ist mit den Leistungen, der Zuverlässigkeit und der Verfügbarkeit der neuen Reifen-Prüfanlage sehr zufrieden. Alle Verrichtungen zum Reifencheck laufen jetzt vollautomatisch ab und die Mitarbeiter werden von körperlichen Anstrengungen entlastet. Die Reifenprüfung kann im Mehrschichtbetrieb erfolgen.
Der Typen-Wechsel geht in knapp zwei Minuten vonstatten. Alle Checks sind reproduzierbar genau, die Wiederverwendbarkeit von Altreifen wird definitiv bestimmt, die Reifen sind jetzt automatisch nach bestimmten Qualitätsmerkmalen sortiert. Wie gefordert, trägt die Automatisierung entscheidend zur wirtschaftlichen Runderneuerung bei und hilft mit, die Altreifen verstärkt sinnvoll zu nutzen.
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