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Tradition und Moderne

UV-Endoskopie
Tradition und Moderne

Von einem Mercedes erwarten seine Käufer höchste Qualität und Langlebigkeit. Im Werk Bremen der DaimlerChrysler AG sind die Mitarbeiter der Qualitätssicherung mit Recht stolz darauf, wie gut ein Mercedes diese Erwartungen erfüllt. Beim Korrosionsschutz setzt das Unternehmen auf die individuelle Hohlraumversiegelung und verwendet für die systematische Kontrolle UV-Endoskope.

Im Werk Bremen läuft die Mercedes C-Klasse vom Band und das C-Klasse- Cabriolet wird hier lackiert. Daneben entstehen die Modelle SL, SLK und CLK. Schon allein die Rohkarosserien sind eine Augenweide. Darüber könnte man leicht vergessen, dass dieser Standort zu den traditionsreichsten in Deutschland gehört, bezieht er doch das alte Borgward-Werk mit ein. Genau dieses Spannungsfeld zwischen handwerklicher Tradition und High-Tech gibt der Qualitätssicherung hier eine besonders hohe Bedeutung. Die Zusammenarbeit mit dem Hamburger Endoskop-Anbieter Classen findet darin ihre Basis, denn auch dieses Unternehmen besitzt eine über hundertjährige Tradition, gepaart mit dem Know-how aktueller Technik.

Hans Frasch arbeitet im Werk Bremen. Er will sehen, was keiner sieht; will wissen, worauf der Kunde schlicht vertraut. Der Diplomingenieur ist Mitarbeiter der Qualitätssicherung und stellt unter anderem die Qualität der Fahrzeuglackierung und der Hohlraumkonservierung sicher. Dazu benötigt er geeignete Endoskope.
Individuelle Versiegelung und Qualitätskontrolle
Der Ingenieur erläutert die Notwendigkeit der Endoskope: „Bei einem Mercedes erhält jeder Hohlraum eine individuelle Versiegelung mit dem sogenannten Impulsgrenzmengenspray-Verfahren. Dabei kommen drei Qualitätsaspekte zum Tragen: Erstens arbeiten hier geschulte Mitarbeiter, die jeden Hohlraum einzeln mit einer speziell dafür ausgelegten Düse mit Wachs ausspritzen. Zweitens dosiert ein Computersystem die Wachsmenge typenspezifisch und optimal für den jeweiligen Hohlraum. Und drittens wird die Qualität der Hohlraumkonservierung mit Hilfe der Endoskope systematisch geprüft.“ Ganz abgesehen davon, dass der Reinigungsaufwand bei diesem Konservierungsverfahren sehr viel geringer ist als bei Verfahren, die die Karosserie maschinell fluten.
Gefragt war eine Lösung, kein Standardendoskop
Genau wie die Düsen das Wachs in die Hohlräume der Karosserie leiten, bringen die Endoskope Licht und den Blick des Prüfers an diese Stelle. Ein Endoskop prüft somit ideal, wenn sein Durchmesser, die Sondenlänge und der Blickwinkel auf die Hohlkörper der Karosserie ausgelegt sind. Gefragt war also nicht das Standardendoskop, sondern ein individuell auf die Aufgabe zugeschnittenes Gerät.
Dabei spielt UV-Licht eine entscheidende Rolle. Denn mit herkömmlichen Tageslichtendoskopen ist die dünne Schicht des gelb schimmernden Wachses auf der grauen KTL-Beschichtung – einer weiteren Korrosionsschutzmaßnahme – kaum sichtbar. Sprühfehler lassen sich damit nicht erkennen. Hans Frasch, seines Zeichens Chemieingenieur, behilft sich mit einem simplen Trick: Das Wachs enthält eine Beimischung, die unter UV-Licht fluoresziert. Bringt man das mit dem Auge nicht wahrnehmbare UV-Licht in den Hohlraum, leuchtet das Wachs deutlich sichtbar.
Normale Endoskope eignen sich nicht für ultraviolettes Licht. Das Classen-UV-Endoskop hingegen besitzt ein für UV-Licht ausgelegtes Beleuchtungssystem mit einem Flüssigkeitslichtleiter zwischen Lichtquelle und Endoskop sowie speziellen Fasern im Endoskop. Es fungiert gleichermaßen als normales Tageslichtendoskop wie auch als UV-Endoskop. Denn es besitzt eine Lichtquelle, die beide Lichtarten liefern kann. Dadurch erweist es sich im täglichen Einsatz als sehr flexibel.
Endoskope, so individuell wie ein Mercedes
Die Auswahl der Geräte erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Außendienst des Endoskoplieferanten. Das Hamburger Unternehmen verkauft optimierte Lösungen statt nur Standardprodukte. „Die haben die Nutzlängen nach Wunsch an unsere Karosseriemaße angepasst“, zeigt sich Frasch zufrieden und ergänzt: „Wir haben den Anspruch, mit unseren Fahrzeugen besser zu sein: zuverlässiger, langlebiger, sicherer, individueller. Und genau das erwarten wir auch von unseren Lieferanten.“ Dieses indirekte Kompliment freut natürlich den zuständigen Außendienstmitarbeiter, denn „genau dieses bisschen mehr können wir liefern“.
Bei der Kontrolle der Fahrzeughohlräume mit dem Endoskop zeigt sich die sehr gute Wirksamkeit des Sprühverfahrens. So entstehen beim Sprühen zum Beispiel keine Luftblasen, die das Wachs am Erreichen des Bleches hindern. Außerdem erreichen die Mitarbeiter mit den speziell geformten Düsen all jene Karosseriestellen, die beim Tauchen zu Lufteinschlüssen führen würden und nicht optimal geschützt werden könnten.
Wirtschaftlich macht sich das Endoskop schnell bezahlt. Die ganze Untersuchung der Hohlraumversiegelung dauert mit Hilfe des Endoskops weniger als zehn Minuten und ist ebenso effizient und zuverlässig wie die Hohlraumversiegelung selbst.
Steigende Bedeutung
In den letzten Jahren ist die Bedeutung der endoskopischen Hohlraumprüfung ständig gestiegen. So führte zum Beispiel ein Crash-Test zum Einbau zusätzlicher Karosserieversteifungen. Diese sogenannten Crash-Boxen besitzen nicht die Größe und Geradlinigkeit eines Türschwellers. Doch auch sie müssen versiegelt und geprüft werden. Weil die Crash-Boxen bzw. Versteifungen nachträglich in das Karosseriedesign integriert wurden, sind sie mitunter besonders schlecht einsehbar. Kein unlösbares Problem, sind doch die UV-Endoskope auch mit einem Durchmesser von fünf Millimetern lieferbar. „Derzeit ist das 5-Millimeter-UV- Endoskop unser Wunschgerät“, meint Frasch.
Durch ihre Vielseitigkeit und die einfache Handhabung sind die UV-Endoskope inzwischen ein unentbehrliches Werkzeug der Qualitätssicherung geworden. Kein Wunder, dass sie auch andere Abteilungen gerne nutzen. So kam man im angegliederten Presswerk mit Hilfe des Endoskops ohne große Ausfallzeit einem Maschinendefekt auf die Spur. Die Lackiererei prüft ihre Leitungen damit. Auch bei einem Zulieferer sprang der Funke bei einem Routinetreffen über. QS-Mann Frasch weiß warum: „In unserer Abteilung entscheiden wir uns immer für die Qualität.“
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