Laut führenden Wirtschafts- und Finanzfachleuten steht unsere Volkswirtschaft in den kommenden Jahren sehr großen Herausforderungen gegenüber. Unternehmen werden mit starken Kostensteigerungen rechnen müssen, Verbraucher konsumieren immer weniger und wie sich die weltweite Lieferkrise entwickelt, ist noch nicht absehbar – um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Die Grundlage eines Unternehmens, das auch in Zukunft bestehen bleiben will, ist jedoch das „Unternehmen“, das „Wirtschaften“, kreativ und engagiert neue Produkte auf den Markt bringen, alternative Absatzmärkte finden und bearbeiten, Ideen für die Zukunft entwickeln und so weiter. Dazu benötigt man aber vor allem Menschen. Mitarbeiter, die daran mitwirken können und wollen sowie bereit sind, diesen Wegen zu folgen. Hier kommt der vieldiskutierte Arbeitskräftemangel ins Spiel, der schon allein schlimm genug wäre. Nun wurden aber kürzlich die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, wonach sich die Bereitschaft zu arbeiten bei uns im Sinkflug befindet. Die Rede ist von der YouGov-Umfrage, die im Juni und Juli 2022 im Auftrag von HDI durchgeführt wurde. Laut dieser Studie wollen:
- 48 % der Vollzeit-Beschäftigten am liebsten in Teilzeit-Arbeit wechseln (vor allem bei den unter 40–Jährigen)
- 76 % hätten gerne eine 4-Tage-Woche (teilweise sogar unter Lohnverzicht)
- 56 % würden so schnell wie möglich mit dem beruflichen Arbeiten aufhören, wenn sie es finanziell nicht mehr nötig hätten
Solche Informationen müssten eigentlich jedem verantwortlichen Entscheidungsträger in unserem Lande schwer zu denken geben. Auch wir können aus unserer täglichen Praxis heraus bestätigen, dass das Bewusstsein für Sinn und Notwendigkeit von Arbeit, Leistung und Engagement gerade in der jüngeren Generation immer weniger vorhanden ist. In einigen Bereichen unserer Gesellschaft herrscht scheinbar die Meinung vor, für Geld und Wohlstand muss man selbst nichts tun, dafür haben der Staat und der Arbeitgeber zu sorgen. Es führt an dieser Stelle zu weit, die Gründe dieser Einstellung zu hinterfragen und wie man sie ändern kann.
Aber es ist absolut notwendig, dass alle in unserem Staat Verantwortlichen dieses Thema erkennen und sich damit auseinandersetzen – dies ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Das Problem darf nicht verschwiegen werden und es ist einfach zu wenig, nur das soziale Füllhorn über alle auszuschütten. Irgendwann ist es leer und was dann? Auch um im weltweiten Kampf der Politiksysteme, Kulturen und Märkte in der Zukunft bestehen zu können, braucht unsere Gesellschaft beziehungsweise benötigen die Unternehmen in Europa Menschen, die den Sinn von Arbeit verstehen und die sich dem Berufsleben kreativ, engagiert und motiviert stellen.
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Der Autor: Stefan Wirth